Mittwoch, 15. Oktober 2014

„Ich taufe dich auf den Namen...“

Die letzten Töne der Wies‘n 2014 sind verklungen, jedoch bleibt uns ein Lied uns besonders in Erinnerung: Atemlos durch die Nacht – der Oktoberfesthit schlechthin. Seit Wochen, ja sogar Monaten geistert dieser Song in unseren Köpfen umher und noch vielmehr die junge Dame, die uns damit die Bierzelte musikalisch verschönert hat. Egal ob Teenager, Hausfrau mittleren Alters oder rüstiger Rentner – die Helene, die kennt jeder. Dass Fräulein Fischer jedoch mehr auf dem Kasten hat, als Ohrwürmer zu trällern oder lächelnd vor der Kamera für Milchprodukte zu werben, hat sie am 14. Juni 2014 im Hamburger Hafen unter Beweis gestellt. Ja, die Schlagersängerin ist seit neuestem auch Schiffspatin der TUI Mein Schiff 3!

Aber was genau bedeutet das? Was hat es mit dem Brauch der Schiffstaufe auf sich? Und warum sind sich selbst große Stars nicht zu schade, eine Flasche Sekt auf einem Schiff zu zerdeppern? Kurz und knapp: Die Schiffstaufe ist ein feierlicher Brauch, der traditionell beim ersten Anlaufen eines bestimmten Hafens durchgeführt wird.



Und wie läuft das Ganze dann ab? In den meisten Ländern wird bei der Taufe eine Flasche Sekt oder Champagner am Schiffrumpf zerschlagen. Der Korken muss untersucht werden – die Taufe hat erst geklappt, wenn der Korken noch fest im Flaschenhals sitzt. In Schottland wird beispielsweise Whiskey hergenommen oder in islamischen Ländern wird Wasser aus Mekka verwendet. Zur Zeit der amerikanischen Prohibition weihte man ein Schiff sogar mit Coca Cola ein! Der Taufpate eines Schiffes ist immer eine Frau, da ein männlicher Taufpate als ein böses Omen betrachtet wird (Also, wer hätte das denn gedacht? Männer eben!). Auch wenn die Sektflasche nicht zerbricht, sollte man vorsichtig in See stechen – 1953 ist das schon einmal bei einem Frachter passiert, der seitdem spurlos verschwunden ist. (Meine Damen: Bitte eventuell vorher noch ein paar Mal die Muckibude frequentieren oder zumindest euren Spinat aufessen!). Danach findet ein Festschmaus statt, bei dem noch eine richtige Taufrede gehalten wird und mit der Namensgebung des Schiffes endet.

Welche Bräuche gab/gibt es noch? Früher wurde auf dem Schiff ein blankes Goldstück – der sogenannte Goldfuchs - hingelegt, an den Platz, an den der Mast stehen sollte. Dies war dazu da, um sich vor bösen Seemonstern zu schützen. Ein weiterer (feucht-fröhlicher) Brauch ist, einen Cent auf einen Pall (das ist eine Trage- und Hebevorrichtung an einem Schiff) zu drapieren, und das, bevor die erste Kielplatte gelegt wird. Nachdem das Schiff den Hafen erreicht hat, wird der Cent geholt und der Auftraggeber des Schiffes muss ihn bei den Schiffbauern freikaufen – allerdings mit viel Schnaps und Bier!

Welche VIP-Patentanten gibt es noch? Schon 2002 ließen die Ehefrau von unserem damaligen Kanzler, Doris Schröder-Köpf und 2003 Topmodel Heidi Klum die Champagnerflasche am Bug eines AIDA-Schiffes zerschellen. Auch Eva Padberg hatte schon die Ehre, die AIDAbella zu taufen. Aber mal im Vertrauen – Promi-Patinnen sind eine gute PR für die Reederei, ohne Frage. Doch im Grunde ist es doch egal, wer ein Schiff einweiht. Es geht doch vielmehr hierbei um die Tradition, um das Erlebnis und um den Gedanken, ein neues Schiff auf den Weltmeeren gehörig zu begrüßen.

In dem Sinne, lasst nicht den Sektkorken, sondern gleich die komplette Sektflasche knallen und immer eine „Handbreit Wasser unterm Kiel“!